Wissenssnack KW38 – Die eigene Anzucht
Die eigene Anzucht erfolgreich gestalten
Der frische Wissenssnack aus dem Garten befasst sich in dieser Woche mit der Anzucht von Jungpflanzen. Wer in seinem Garten oder auf dem Balkon Gemüse anbaut, kennt dieses Kribbeln in den Fingern, sobald sich die ersten Sonnenstrahlen im neuen Jahr zeigen. Da könnte man doch gleich mit der Anzucht von Tomaten und Co. loslegen. Hinzu kommt, dass auch die sozialen Netzwerke direkt überquillen von begeisterten Hobby-Gärtner:innen, die ihre prächtigen Pflanzen ab Ende Januar in die Kamera halten. Aber lohnt sich das? Und wieso klappt das eigentlich dann auf der eigenen Fensterbank nie so wie bei denen?
In diesem ersten Beitrag zur Anzucht schauen wir uns ein paar Grundlagen an. Lasst euch inspirieren und schreibt mir gerne, wenn ihr eine Idee bei euch ausprobiert habt.
Tipp Nummer 1 – Beginne bei der Kulturenauswahl
Natürlich kann jedes Gemüse vorgezogen werden oder auch auf der Fensterbank, mit mehr oder weniger Erfolg, kultiviert werden. Deshalb ist mein erster Tipp auch direkt: Such dir deine Kulturen aus, die du vorziehen willst. Denn bei vielen lohnt es sich nicht und ist eine Direktsaat ins Beet oder Hochbeet viel erfolgreicher. Damit meine ich nicht, dass ihr nicht auch mit vorgezogenen Pflanzen eine schöne Ernte bekommen könntet. Es gibt aber Kulturen, wir z. B. die Zucchini oder den Mais, die bei einer gut abgestimmten Direktsaat mit minimalem Aufwand das gleiche oder ein besseres Ergebnis liefern.
Mein Tipp für euren Garten: Ich empfehle euch, im Garten einen Test zu machen. Bepflanzt dazu euer Beet zur Hälfte z. B. mit vorgezogenen Zucchini und sät auf dem restlichen Teil die Zucchini direkt. Damit es fair zugeht und ihr das Wetter optimal nutzt, sät ihr die Zucchini draußen je nach Region und Wetter zwischen dem 01.05. und 15.05. aus. So seid ihr zeitlich um die Eisheiligen unterwegs und eure Samen können sich gut aussuchen, wie schnell sie loslegen möchten. Die Jungpflanzen kommen dann aber natürlich erst in die Erde, wenn die Eisheiligen vorbei sind. Das ist meist um den 12.-16.05. eines Jahres.
Tipp Nummer 2 – Das Timing ist alles
Wenn ihr eure Kulturen ausgewählt habt, gibt es eine wichtige Sache zu beachten. Eigentlich ist das schon eines der größten Geheimnisse einer erfolgreichen Anzucht von Gemüse und Co. für den eigenen Garten. Die richtige Zeit für jede Kultur finden. Natürlich ist das leichter gesagt als umgesetzt, sonst wären wir alle perfekte Gemüsegärtner:innen. Zum Glück gibt es zwei einfache Hilfsmittel.
1. Aufdruck auf dem Saatgutpaket beachten
Auch wenn es offensichtlich scheint, man lässt sich ja doch hier und da von anderen verleiten, einfach mal loszulegen. Wenn ihr bei Saatguterzeugern wie Samen Maier oder Bingenheimer Saatgut einkauft, findet ihr auf den Packungen immer einige gute Hinweise. So ist hier meist auch vermerkt, wann ihr mit der Anzucht loslegen solltet und ab wann ihr die Kultur direkt im Garten aussäen könnt. So braucht ihr nur noch ein paar kleine Experimente, mal ein paar Tage eher, mal später, und findet zügig die perfekte Zeit für eure Region.
Mein Tipp: Probiert euch bei einigen Kulturen aus. Sät z. B. ein paar Tomaten Ende Februar/Anfang März in eine Anzuchtschale und von der gleichen Sorte ab Mai ein paar Samen direkt ins Beet. Ihr werdet feststellen, dass die Unterschiede im Wachstum in der Saison bald nicht mehr zu erkennen sind.
2. Schaut auf die Natur
Auch wenn es uns mittlerweile etwas fremd geworden ist, so bietet die Natur doch in jedem Jahr einen recht zuverlässigen Kalender. Wer diesen kennt, kann leichter einschätzen, was wann im Garten oder auf dem Balkon zu tun ist. Dis Jahreszeiten nach der Natur sind im sogenannten Phänologischen Jahreskalender zusammengefasst. Ein großer Vorteil hiervon ist, dass er in jeder Region etwas anders verläuft und ihr somit passend für euren Standort ableiten könnt, wie weit das Jahr fortgeschritten ist.
Tipp Nummer 3 – Wasser sparen
Die Anzucht der eigenen Pflanzen ist natürlich keine Aufgabe, bei der unmengen Wasser verwendet werden. Was ich hiermit meine ist, dass ihr bei der Anzucht sehr genau schauen solltet, wann eure Pflänzchen wieder Wasser benötigen. Denn oft sind wir viel zu großzügig. Das Resultat sind Jungpflanzen, die im schlimmsten Fall einfach faulen. Aber auch wenn es weniger „nass“ läuft, bilden eure Jungpflanzen nur wenige Wurzeln und wachsen dadurch langsam im Beet an.
Mein Tipp für eure Anzucht: Testet vor der Anzucht wie gut eure Erde das Wasser hält. Nehmt hierzu eine Tasse voll Erde und wässert sie ordentlich. Lasst das Ganze dann etwa 10 Minuten stehen. Drückt nun das überschüssige Wasser aus der Erde und stellt den entstandenen Kegel (sofern sich die Erde in einem aus der Tasse lösen lässt) auf einen Untersetzer auf eure Fensterbank. Wenn ihr Quickpots oder Erdpresslinge verwendet, solltet ihr die Erde natürlich direkt in diese umfüllen, damit ihr die gleichen Bedingungen habt, wie später die Pflanzen.
Nun könnt ihr jeden Tag sehen, wie schnell oder langsam die Erde bei euch trocknet. So bekommt ihr ein gutes Gefühl dafür, wie schnell ihr mit der Gießkanne hinterher sein müsst.
Tipp Nummer 4 – Realistische Mengen planen und staffeln
Habt ihr einen großen Garten, braucht ihr natürlich einiges an Jungpflanzen. Aber was nützt es euch, wenn ihr im März in einer Woche 25 Salate essen müsst, weil diese alle gleichzeitig reif sind? Oder was macht ihr mit den 50 Tomaten, die ihr angezogen habt?
Damit euer Garten euch das ganze Jahr über mit leckeren Snacks versorgen kann, solltet ihr schon im Frühjahr überlegen, wie viel Platz ihr wofür habt. Aber keine Sorge: Ihr müsst dazu nicht lange in Büchern nachlesen oder euch enormes Fachwissen aneignen. Als Faustregel könnt ihr folgendes anwenden: Kleines Gemüse wie Salate, Kohlrabi, Bete und Mangold braucht zwischen 20-30cm Platz je Pflanze. Größere Kulturen wie Tomaten, Zucchini und Gurken benötigen hingegen ca. 60-80cm Platz.
Wem das zu viel gerechne ist, der kann auch ein Tool wie z. B. die App von Fryd ausprobieren. Hier gibt es nicht nur fertige Beetpläne, sondern auch zu vielen Kulturen gute Tipps und hinweise sowie eine nette Community im Hintergrund.
Habt ihr einen Überblick davon, wie viel Platz ihr im Garten habt bzw. für wie viele Pflanzen von was, macht ihr nun eure Aussaaten. Bei Kulturen, wo ihr die Pflanze im Ganzen erntet, also bei Bete, Kohlrabi, Kopfsalaten und Co., solltet ihr mindestens 2 Aussaaten im Abstand von ca. 2 Wochen machen. So könnt ihr das Gemüse zu mehreren Zeitpunkten ernten und genießen.
Wenn euch gefällt, was ich hier zusammengestellt habe, schreibt mir gerne bei Instagram. Ich werde die Liste fortlaufend erweitern und für euch optimieren.
Viele Spaß im Garten,
Euer Garten Jan