Süßkartoffeln – Erfahrungen & Anzucht

Mit den stetig trockeneren und auch längeren Sommern wird der Anbau von bekannten Kartoffelsorten immer schwieriger. Neben dem Test mit sehr frühen Kartoffelsorten (teile ich bald mit euch) baue ich daher seit ein paar Jahren verschiedene Sorten Süßkartoffeln an. Wie ich diese anziehe und was bei der Pflege der Jungpflanzen zu beachten ist, erfahrt ihr hier.

Hintergrundwissen vorab

Süßkartoffeln (Ipomoea batatas) sind nicht mit den uns bekannten Kartoffeln (Solanum tuberosum) verwandt, sondern gehören zu den Prunkwinden.Aufgrund ihres lateinischen Namens werden sie auch Bataten genannt. Gemeinsam haben Kartoffel und Batate, dass sie sehr leckere Knollen bilden, in denen sie Energie für das kommende Jahr und das weitere Wachstum speichern. Im Handel gibt es von beidem viele Sorten in diversen Farben und von überall aus der Welt. Hier eine passende Sorte für den eigenen Garten zu finden, ist die erste Aufgabe interessierter Gärtner:innen. Für den Start sollte veruscht werden, eine Süßkartoffel von einem Acker in Deutschland zu bekommen, denn die sind an unser Wetter und die Länge der Saison angepasst. Wer keine Lust hat, sich aus Knollen aus dem Bioladen eine Jungpflanze zu ziehen, der kann fertige Jungpflanzen bei einigen spezialisierten Gärtnereien bekommen. Tauschen mit benachbarten Gärtner:innen geht natürlich auch.

Sortenwahl und Anzucht

Gute Erfahrungen habe ich im Garten in Berlin mit der Sorte „Erato Violet“ gemacht, welche ich von einem befreundeten Gärtner als Jungpflanze erhalten habe. Hieraus habe ich neben einer leckeren Ernte auch mehrfach eigene Jungpflanzen vorgezogen. Aber wie geht das?

Für den Erfolg der Anzucht ist es entscheident, dass die Knollen nach der Ernte einmal gut trocknet. Ich nehme für die Lagerung meist die etwas kleineren Knollen, die in der Küche nicht so gern verarbeitet werden. Diese lege ich zunächst für ca. eine Woche nah an der Heizung auf ein bisschen Zeitungspapier. So trocknen die Knollen sauber ab. Danach wird jede Rolle locker in Papier gerollt und diese Röllchen dann in einen Karton gelegt. Diesen stelle ich dann in den frostfreien und trockenen Keller. Dies ist wichtig, damit die Knollen über den Winter nicht faulen oder schimmeln. Ein regelmäßiger Blick in die Rollen erspart eine böse Überraschung im Frühjahr, denn möglicherweise faulende Knollen werden schnell entdeckt und schädigen nicht die umliegenden Knollen.

Im Frühjahr (gegen Ende Februar) hole ich den Karton dann wieder hervor und beginne mit der Anzucht. Hierzu lege ich alle gesunden Knollen in eine kleine Kunststoffbox mit Tongranulat. Dieses wird leicht angefeuchtet und die Knollen etwa zur Hälfte bedeckt. Diese Methode ist aus meiner sicht hervorragend geeignet, da so leicht zu sehen ist, ob die Knollen keimen oder ob sich irgendwo eine Faule stelle bildet. Auch vermeide ich so, dass bereits getopfte Knollen in der Erde zu stark gewässert werden. Das Granulat kann ich zudem Jahr für Jahr wieder verwenden, da ich es nach dem Topfen der gekeimten Knollen einfach wieder trocknen kann.

Sobald eine Knolle ein gesundes Wurzelwerk ausgebildet hat, topfe ich die Süßkartoffeln in eine torffreie Bio-Erde, die zu etwa 20% mit Perlit oder Sand gemischt ist. Diese Beigabe verbessert die Struktur sowie den Wasserhaushalt (Sand entwässert besser und Perlit wirkt als Speicher ausgleichend).

In dieser Mischung wachsen die Knollen dann zügig weiter und bereits nach 4-5 Tagen sollten die ersten Blätter zu sehen sein (erstes Bild). Ab jetzt wachsen die Jungpflanzen rasant weiter. Daher ist es wichtig, dass nicht zu früh mit der Anzucht begonnen wird, denn Süßkartoffeln sind nicht frosthart und können erst nach den Eisheiligen ausgepflanzt werden. Wie es dann im Garten weitergeht, zeige ich euch in ein paar Wochen.

Anzucht aus gekauften Knollen

Ich hatte in den vergangenen Jahren mit Knollen aus dem Handel versucht, auch neue interessante Sorten für meinen Garten zu gewinnen. Die Anzucht war dabei nicht die Herausforderung, denn auch kleinere Stücke einer gekauften Knolle („der Zipfel“) können auf der Heizug etwas getrocknet werden und keimen dann im Tongranulat zuverlässig. Schwierig war dann eher der Anbau bzw. das Klima. Denn eine Knolle, die z. B. aus Uruguay importiert wurde, kommt mit dem deutschen Klima nur bedingt zurecht. Wer genügend Platz im Garten hat, sollte auf jeden Fall probieren, neue Sorten für sich zu finden. Eine orangene Sorte habe ich so bereits für mich gewinnen können. Diese stammt aus Spanien, was vom Anbau her auch näher am Klima in meinem Garten ist, als Lateinamerika. Wichtig: Für jede Pflanze solltet ihr in etwas einen Quadratmeter Beet einplanen. Damit sind Süßkartoffeln im Test eine sehr flächenintensive Kultur.

Ernte und Résumé 2023

Im Oktober habe ich die Knollen jetzt geerntet und bin mit dem Ergebnis aus diesem Jahr und mit dieser Sorte sehr zufrieden. Wie auch bei den Kartoffeln, werden auch die lila gefärbten Süßkartoffeln nie ganz so groß, wie die weiß- oder gelbfleischigen Knollen anderer Sorten. Allerdings waren der etwas feuchtere Sommer (im Juli hatten wir relativ viel Regen) und der fortgeführte Humusaufbau deutlich in der Ernte zu spüren (Ernte 2023 in Staudenkiste – 4 Pflanzen; Ernte 2022 Eimer – 5 Pflanzen). Im Geschmack sind sie auch wieder hervorragend. Etwas kremig, süßer als die meisten anderen Sorten und selbst nur leicht gewürzt ein absoluter Gaumenschmauß! Mal sehen, welche Sorten ich im kommenden Jahr noch ausprobieren werde.