Pilzzucht im Winter – ein Erfahrungsbericht

Im Winter juckt es vielen von uns Gärtner:innen in den Fingern. Es kann eigentlich gar nicht schnell genug wieder losgehen mit dem neuen Gartenjahr. Die Anzucht unserer Pflänzchen sollte aber für (fast) alle Kulturen noch bis Ende Januar warten. Was also tun mit der ganzen Zeit?

Wer es mit dem Gärtnern nach der Natur hält, für den ist im Januar neben einiger Theorie, dem Schnitt der ein oder anderen Hecke und anderen kleinen Aufgaben wenig zu tun. In den Sozialen Medien überschlagen sich die Anzuchtempfehlungen für Chili und Co. bereits im Dezember, doch das geht nur, wenn ordentlich in Hilfsmittel investiert wird. Pflanzlampen, Wärmematten und vielleicht gleich ein ganzes Regal mit Bewässerungssystem. Funktioniert, aber das ist nicht meine Idee vom Gärtnern mit der Natur. Denn die Ruhephase im Winter ist wichtig für den Garten und auch für mich als Gärtner ist es eine gute Zeit, um sich mit dem neuen Jahr vertraut zu machen. Was möchte ich im Garten umsetzen? Wie sieht der Garten fast ohne Blätter aus? Es ergeben sich neue Perspektiven und ich kann mich frei mit dem Beschäftigen, was ich in der Saison machen werde. Das schönste daran finde ich, dass ich nichts muss. Es warten keine Pflanzen auf die Versorgung, es sind noch keine Jungpflanzen, die täglich meiner Fürsorge bedürfen.

Pilzzucht als Winterprojekt – Grundlagen

Damit die Winterzeit aber nicht zu kopflastig wird, habe ich mir ein paar kleine Projekte ausgesucht. Eines davon ist die Anzucht von Pilzen. Hierzu muss man wissen, dass die meisten Speisepilze, die wir im Handel bekommen, auf Substrat gezüchtet bzw. Kultiviert werden. Je nach Pilz kann das feuchtes Stroh, ein Beutel voll Holzspähne oder eine Box mit Kaffeesatz sein. Da sich hier aber leicht Sporen anderer Pilze einmischen oder sich Schimmel bildet, sind vorbereitete Sets ein wunderbarer Start für interessierte Gärtner:innen.
Was braucht man also: 1x Pilzse, eine Box mit Deckel, ein bisschen Geduld

Der Weg zur Ernte

Los geht es mit einem relativ unscheinbaren Klotz, der meist in einer Plastiktüte verschweist bei einem Ankommt. Schnell aus der Folie befreit, habe ich meinen dann in einer handelsüblichen Box mit Deckel platziert. So trocknen die Pilze, in der wegen der Heizungsluft sehr trockenen Wohnung, nicht so schnell aus. Wichtig zu beachten ist dabei, dass die Box (1) vorher gut gereinigt werden sollte (ich habe das mit Essigwasser gemacht) und (2) das regelmäßig gelüftet wird. Denn sonst ist das Vergnügen mit der Pilzzucht nur von kurzer dauer und eure Brut wird schnell von Schimmel befallen.

Ist alles vorbereitet, beginnt der spannende Teil: Das Warten! Meine Erwartung war, dass nun für gut 1-2 Wochen nichts passieren wird. Aber die Kraft des Mycels hat mich echt überrascht. Bereits nach 3-4 Tagen habe ich die ersten kleinen Pilze entdeckt. Ab hier war es jeden Tag ein enormer Zuwachs, der auf den Bildern deutlich weniger beeindruckend scheint, als er war. Ab etwa dem 6. oder 7. Tag haben sich die Pilze in der größe täglich fast verdoppelt! Das war sehr beeindruckend zu sehen.

Nach gut 10-12 Tagen habe ich mich dann entschieden eine erste Ernte durchzuführen. Dazu habe ich den Block vorsichtig aus der Box gehoben und alle Pilze (Fruchtkörper) geerntet. Dies scheint wichtig zu sein, da durch die Ernte kleine Beschädigungen am Mycel entstehen und die verbliebenen kleineren Fruchtkörper anfangen können zu faulen. Wie das im Detail erfolgt, entzieht sich meinem derzeitigen Wissensstand. Die Ernte war dafür ein voller Erfolg und hat richtig Freude bereitet. Satte 360g sind zusammengekommen. Diese werde ich in den nächsten Tagen frisch verarbeiten.

Nun ist tatsächlich warten angesagt, denn das Mycel muss kraft sammeln. Während ich meiner Erfahrung für euch zusammenfasse, ruht der Block in kaltem Wasser und das Mycel saugt sich voll. Ich bin von dessen Vitalität und der Ernte absolut begeistert und freue mich auf die nächsten Wochen. Vielleicht heißt es dann schon im Februar wieder: frische Shiitake sind fertig!