Wissenssnack KW40 – Saatgutgewinnung 2

Wissenssnack aus dem Garten

Warum ist die Saatgutgewinnung aus Bohnen und Erbsen eigentlich so einfach? Dieser Frage widmet sich der frische Wissenssnack aus dem Garten in dieser Woche. Nach dem seichten Einstieg in diese Serie schauen wir heute auf die botanischen Hintergründe. Denn es gibt im Grunde 2 Arten, auf die sich unsere Pflanze vermehren und da hängt für unsere Gartenerfolge viel dran. Lest weiter und lernt das 2×2 der Saatgutgewinnung kennen.

Den ganzen Sommer waren unsere Gärten reich gefüllt mit bunten Blumen, Gemüse und manchem Obstbaum oder -strauch. Aber habt ihr euch mal gefragt, wie diese Pflanzen überhaupt in solcher Vielzahl auftreten können?

Die Basis dafür liegt in der Art und Weise, wie sich unsere Pflanzen vermehren. Dabei gibt es im Grunde nur 2 Arten, wie dies geschieht. Nämlich die vegetative und die generative Vermehrung. Klingt erstmal kompliziert, ist aber sehr einfach zu verstehen.

Arten der Vermehrung

Bei der vegetativen Vermehrung verbreiten sich unsere Pflanzen durch die Teilung einer „Mutterpflanze“. Das kann durch Stecklinge, Wurzelausläufer oder die Teilung der Pflanze geschehen. Wir kennen dann z. B. von der Teilung eines sehr großen und dicken Rhabarbers oder von Zweigen unserer Johannis- oder Stachelbeeren, die man ins Glas stellt und die neue Wurzeln bilden.

Bei der generativen Vermehrung sieht das etwas anders aus. Im Namen steckt ja schon das Wort „Generation“. Das kommt uns bekannt vor und ja, bei den Pflanzen funktioniert es im Grunde genauso wie bei uns. Durch die Befruchtung einer weiblichen Blüte entsteht ein neuer Samen für die nächste Generation der Pflanze.

Kleiner Erntekorb

Bedeutung für die Saatgutgewinnung

Schauen wir auf unser Saatgut und die beiden Formen der Vermehrung, ist somit klar, dass Saatgut immer einer generative Vermehrung darstellt. Um dies im Garten optimal zu nutzen, müssen wir nur noch 2 Dinge dazu wissen.

  1. Es gibt „selbstfruchtbare“ Kulturen
    Hierbei geht es um Pflanzen, die so aufgebaut sind, dass bei leichtem Wind oder Schütteln der Pflanze sich der Pollen löst und die Blüten sich selber bestäuben. Diese Kulturen behalten relativ leicht ihre genetischen Eigenschaften, da sich nur sehr selten der Pollen einer anderen Pflanze „einmischt“. Uns allen bekannte Beispiele für diese Art der Vermehrung sind Tomaten, Erbsen, Salate und Bohnen, wobei die Feuerbohne eine gewisse Ausnahme darstellt.

    Fun Fact: Auch wenn Tomaten sich selbt bestäuben können, ist der Erfolg von ausreichend trockener Luft und Vibration an der Blüte abhängig. Daher sind im Anbau im Gewächshaus gerne mal Hummeln im Einsatz, die an diesen Blüten unterwegs sind und schwer genug, damit ihre Bewegungen den Pollen lösen. Deshalb nutzen wir gerade im Freiland auch die ersten Tomaten für die Saatgutgewinnung. Denn später im Jahr nimmt das Buffet für die Hummeln in den Gärten ab und sie besuchen auch unsere Tomaten. Dabei wird der Pollen bunt gemischt und es können Kreuzungen der Sorten entstehen.
  2. Fremdbefruchter
    Hierbei handelt es sich um Kulturen, bei denen es mindestens 2 verschiedene Pflanzen braucht, damit eine Frucht entstehen kann. Deshalb bauen wir in der Regel auch mehr als 2 Kürbisse oder Zucchini an. Denn so kann der Pollen der männlichen Blüten aus der einen Pflanze mit den Bienen zu den weiblichen Blüten der anderen Pflanze gelangen. Ausnahmen gibt es hier aber auch und am bekanntesten ist der Mais. Hier wird der Pollen mit dem Wind verteilt. Dazu aber an anderer Stelle mehr.
    Bei der fremdbefruchtung mischen sich also immer die Eigenschaften von 2 Pflanzen. Dadurch kann es passieren, dass das Saatgut einer geringelten Bete nur rote Bete hervorbringt, oder das ein Kürbis mehrere Farben bekommt. Wenn wir dies im Garten gut einplanen, können wir so auf einfache Weise unsere eigenen und neuen Sorten erzeugen.

    Wichtig zu wissen: Da sich bei dieser Vermehrung die Eigenschaften von verschiedenen Pflanzen, innerhalb einer Art, kreuzen, kann es vorkommen, dass auch ungewünschte Eigenschaften auftreten. Bei Zucchini und hiermit verwandten Kulturen (Cucurbita pepo) kann es zur Einkreuzung von Bitterstoffen kommen, der sogenannten Cucurbitacine. Das ist für uns ganz einfach zu erkennen, indem wir vor der Verarbeitung ein kleines Stück unserer Ernte probieren. Ist es sehr bitter? Dann ab damit auf den Kompost. Andernfalls wird die Ernte wie immer frisch genossen.

Damit wisst ihr jetzt auch schon die wichtigsten Grundlange, oder das 2×2, der Saatgutgewinnung. Im nächsten Wissenssnack zum Saatgut schauen wir auf die Kulturen, die aus der Fremdbefruchtung entstehen und wie wir hiervon schönes Saatgut für uns gewinnen können. Bis dahin viel Spaß im Garten oder auf dem Balkon.
Euer GartenJan